Selbstbewusst auftreten – Warum Frauen damit oft Schwierigkeiten haben

Wer Selbstbewusstsein ausstrahlen will, muss selbstsicher auftreten. Aus eigener Erfahrung weiß man: Die Ergebnisse von Gesprächen oder Verhandlungen hängen oft von solchen schwer fassbaren Faktoren ab. Auch für Frauen gilt: Wenn sie selbstsicher auftreten, signalisieren sie, dass sie sich nicht abwimmeln lassen, dass sie die besseren Argumente in der Hinterhand haben (muss nicht stimmen), dass sie fachlich qualifizierter sind (muss ebenfalls nicht stimmen). Kurz: Selbst­sicherheit signalisiert der Gegenseite, dass Widerstand zwecklos ist.

Mit selbstsicherem Auftreten kommen Sie schneller zum Ziel

Am Anfang „steht eine klare Selbst­verständlichkeit im Auftreten“, so die Kommunikationstrainerin Barbara Berckhan, die aus vielen Seminaren weiß, dass gerade Frauen damit oft Schwierig­keiten haben. Denn die Erziehung von Mädchen fördert unsicheres Auftreten. Frauen senden oft unbewusst Signale der Unsicherheit aus. Da ist zum Beispiel die Verlegen­heitsgeste. Dazu zählt das Kauen auf den Lippen, das Herumspielen mit Knöpfen oder Tüchern.

Das lächelnde Gesicht ist immer noch die Standard­mimik vieler Frauen

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Unsicherheit strahlt auch das unsichere Lächeln aus. „Frauen lächeln insgesamt mehr als Männer, wobei das lächelnde Gesicht immer noch als die ‘weibliche Standard­mimik’ gilt“, sagt Barbara Berckhan. Für bedenklich hält sie insbesondere das Verlegenheitslächeln, „das viele Frauen dann zeigen, wenn sie wichtige und ernst zu nehmende Aussagen machen.“

Wenn sie zum Beispiel etwas ablehnen oder jemanden kritisieren oder etwas fordern, gleichzeitig aber dabei lächeln, dann passt das Gesagte nicht zur Mimik. Das Lächeln drückt aus: Nimm das Gesagte nicht so ernst. Berckhan: „Dadurch entschärfen viele Frauen ihre Ansichten und Forderungen.“ Dieser Widerspruch zwischen den Worten und dem Gesichtsausdruck irritiere insbesondere Männer. Berckhan: „Sie verstehen dann nur eine Botschaft: Diese Frau weiß nicht genau, was sie will.“

Unsicherheit signalisiert unbeabsichtigt auch das Kopfnicken. Häufiger als Männer nicken Frauen automatisch, wenn sie jemandem zuhören. Es wird sogar genickt, wenn sie völlig anderer Meinung sind. Und wie interpretiert der Gesprächspartner das Kopfnicken? Ich habe recht und sie stimmt mir zu.

Das Gegenteil von Selbstbewusstsein: Frauen machen sich kleiner

Auch eine raumsparende Körperhaltung kann Unsicherheit signalisieren. Barbara Berckhan: „Raumsparend sind Körper­haltungen, mit denen sich Frauen verkleinern oder schmaler machen. Das ist zum Beispiel der gebeugte Rücken, durch den die Körperlänge im Sitzen oder Stehen verkürzt wird, oder die zusammengezogenen Schultern. Durch Arme, die eng am Körper gehalten werden, wird die natürliche Körperbreite zusammengedrückt. Damit wird auch die Atmung blockiert, was wiederum die Stimme beeinträchtigt.“

Somit: Wer Selbstsicherheit  und Selbstbewusstsein ausstrahlen will, muss Gesten und Signale der Un­sicher­heit abbauen – die Übung unten auf der Seite hilft dabei.

Es ist ein Balanceakt: sich als selbstbewusste Personen zu präsentieren, ohne dabei unangenehm aufzufallen

Unsicherheit zu minimieren ist das eine. Doch es lässt sich noch mehr machen. Barbara Berckhan: „Wenn wir versuchen selbstsicher aufzutreten, dann ist es wichtig, dass wir unserem Gegenüber Zeit lassen, uns wirklich zu sehen.“ Normalerweise läuft es so ab: Wer einen Raum betritt, sucht möglichst schnell einen Stuhl. Eigentlich möchte man gar nicht bemerkt und gesehen werden. Doch wer selbstbewusst ist, nimmt sich dazu Zeit. Dabei gilt es einen Balanceakt zu bewerkstelligen – sich als selbstbewusste Frau zu präsentieren, ohne dabei unangenehm aufzufallen.

„Prominenz kommt immer zu spät“, den Spruch sollte man sich merken, denn er enthält viel Wahrheit. Prominente Zuspätkommer beeilen sich auch nicht besonders. Von ihnen kann man lernen. Berckhan: „Entdecken Sie für sich ruhig einmal die bewusste und präsente Langsamkeit. Begrüßen Sie beim Eintreten in einen Raum die Anwe­senden und gehen Sie dann – nachdem Sie, wenn es passt, ‘Guten Tag’ gesagt haben – langsam zu Ihrem Sitzplatz, legen Ihren Mantel oder Ihre Jacke in Ruhe ab und setzen sich gemächlich hin. Und versuchen Sie diese Zeitspanne der Langsamkeit nicht mit Geplauder zu überdecken.“

Gerade Frauen haben oft Angst, im Mittelpunkt zu stehen

Wer wahrgenommen wird, zieht zwangsläufig Aufmerksamkeit auf sich. Gerade das ist für viele Frauen der Horror schlechthin. Es ist die Angst, im Mittelpunkt zu stehen. Doch was kann passieren? Jetzt sitzen Sie auf Ihrem Stuhl – und nehmen Blickkontakt mit den Anwesenden auf. Berckhan: „Andere zu beachten, ihnen zuzunicken oder sie zu begrüßen, ist eine gute Möglichkeit, um sich selbstsicher zu präsentieren.“ Es gehört nur ein bisschen Mut dazu, dieses eben beschriebene Programm einmal zu durchlaufen – erst gedanklich, dann in der Wirklichkeit.

 Frauen, so registriert Barbara Berckhan in ihren Semina­ren, neigen dazu, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Während Männer eher ihre Leistungen in den Vorder­grund stellen, heben Frauen eher Probleme und Schwierigkeiten in den Mittelpunkt. Viele Frauen leisten Hervorragendes, ohne viel Wind zu machen. Nur sie halten es nicht für notwendig, das in klaren und deutlichen Worten zu sagen.

Die gröbsten Fehler:

  1. Die Leistungen, die Frauen erbringen, werden von ihnen selbst als zufälliges Glück dar­gestellt.
  2. Frauen benutzen häufig Formulierungen, mit denen sie ihr Können relativieren. Es heißt dann „eigentlich“, „ein bisschen“,  „manchmal“ etc.
  3. Gute Ergebnisse werden durch eine Verneinung ausgedrückt. Berckhan: „Statt ‘Ich habe gute Zeugnisse’ heißt es lediglich: ‘Meine Zeugnisse sind nicht schlecht.’“

Frauen können Ihre Unsicherheiten ablegen und mehr Selbstbewusstsein entwickeln, davon ist Barbara Berckhan überzeugt. Dazu gehört nur etwas Mut, das selbstbewusste Auftreten auch zu trainieren. Erst in harmlosen Situationen und dann in wichtigen Gesprächen. „Entscheidend ist dabei, dass Sie sich selbst Zeit lassen und liebevoll mit sich umgehen“, so ihre Empfehlung.

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