1700 Frauen sterben jedes Jahr an den Folgen von Gebärmutterhalskrebs. Mit Impfungen gegen die auslösenden Humanen Papilloma-Viren (HPV) soll das verhindert werden. Doch viele Mediziner haben erhebliche Bedenken gegen diese Impfung und bezweifeln den Nutzen.
Infektionen mit Humanen Papilloma-Viren sind keine Seltenheit: In einer amerikanischen Untersuchung fanden sich die Viren bei 45 Prozent aller 20 bis 24jährigen Frauen. Bis zu 80 Prozent aller Frauen sind irgendwann einmal in ihrem Leben vorübergehend HPV-positiv.
HPV: Symptome klingen in den meisten Fällen spantan ab
Übertragen werden die Viren beim ungeschützten Geschlechtsverkehr, weshalb das Infektionsrisiko mit der Zahl der Geschlechtspartner zunimmt.
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Meist verläuft die Infektion ohne irgendwelche Symptome und klingt in den meisten Fällen spontan wieder ab. Dafür sorgt ein intaktes Immunsystem. Nur bei einem Bruchteil der Infizierten entwickeln sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren Zellveränderungen, die zu einem Gebärmutterhalskrebs führen.
Rund 1700 Frauen sterben in Deutschland jedes Jahr an diesem Krebs – Tendenz fallend. Die vorhandenen Impfstoffe, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen Ländern auf dem Markt sind, machen gegen vier besonders aggressive HP-Viren immun. Insgesamt 70 Prozent aller Gebärmutterhalskrebsfälle sollen sich so verhindern lassen.
Zulässig ist die HPV-Impfung für Mädchen ab 9 Jahren
Richtig wirksam soll der Impfstoff aber nur dann sein, wenn er vor dem ersten Geschlechtsverkehr verabreicht wird. Zulässig ist die Impfung für Mädchen ab 9 Jahren. Ginge es nach der Ständigen Impfkommission – einem Beratungsgremium der Bundesregierung – dann müssten sich alle Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren einer HPV-Impfung unterziehen.
Doch etliche Ärzte warnen vor einem unkritischen Einsatz des Impfstoffs. So weist der Arbeitskreis Frauengesundheit darauf hin – in ihm haben sich Medizinerinnen, Psychotherapeutinnen und Gesundheitsberaterinnen zusammengeschlossen –, dass seit der Einführung der Krebsfrüherkennung in den 70er Jahren die Häufigkeit des Gebärmutterhalskrebses um zwei Drittel zurückgegangen ist.
Wichtig: Regelmäßig an Krebsfrüherkennungs-Untersuchung teilnehmen
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen seien das beste Mittel gegen diesen Krebs, denn „die meisten Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen werden bei Frauen gefunden, die nicht an der Krebsfrüherkennungs-Untersuchung teilgenommen haben“, sagt Edith Bauer vom Arbeitskreis Frauengesundheit.
Völlig offen sei darüber hinaus, ob das eigentliche Ziel, einen Krebs zu verhindern, überhaupt erreicht werde. Denn die Beobachtungsstudien laufen erst seit wenigen Jahren.
So halten es Fachleute durchaus für möglich, dass durch den Impfstoff zwar bestimmte Hochrisiko-Viren ausgeschaltet werden, dafür aber andere Virentypen an deren Stelle treten. „Ob sich im Laufe der Jahre noch andere, möglicherweise schwere Nebenwirkungen herausstellen, ist noch nicht bekannt“, so Edith Bauer, die in diesem Zusammenhang von einem „unkontrollierten Feldversuch an Kindern“ spricht.
"HPV-Impfstoffe sind überflüssig"
Zu einer eindeutigen Bewertung kommt der Verein „Ärzte für individuelle Impfentscheidung“ aus Herdecke. „HPV-Impfstoffe sind überflüssig. Der Gebärmutterhalskrebs kann durch Safer-Sex (Präservative) und effektive Vorsorgeprogramme ausreichend kontrolliert werden“, heißt es in einer Stellungnahme.
Auf einen ganz anderen Aspekt macht die Ärztin Dorothee Kleinschmidt vom Beratungsverein pro familia in Nordrhein-Westfalen aufmerksam. Wie verarbeiten insbesondere junge Mädchen diese ganze Diskussion?
„Wir diskutieren wieder einmal viel über die Gefahren von Sex. Und es geht hier um eine Zielgruppe, die sogar noch vor ihren ersten Erfahrungen steht. Sex macht ungewollt schwanger, Sex macht unfruchtbar, Sex macht AIDS, Sex macht Krebs. Es bleibt zu hoffen“, so Dorothee Kleinschmidt, „dass auch in Zukunft noch genug Platz bleibt für die positiven Botschaften rund um die Sexualität.“
Zum PAP-Test noch einen HPV-Test?
Der sogenannte PAP-Test ist Teil der gesetzlichen Krebsvorsorge beim Frauenarzt. Dabei wird ein Abstrich gemacht und im Labor auf auffällige Zellen untersucht, die von Krebsvorstufen oder von einem Gebärmutterhalskrebs (Zevixkarzinom) stammen.
Bei einem HPV-Test wird hingegen untersucht, ob überhaupt eine HPV-Infektion vorliegt. Und es lässt sich bestimmen, ob dabei eine Hochrisikoinfektion mit möglicherweise krebsauslösenden Viren vorliegt.
Der HPV-Test kann somit schon wesentlich früher als der klassische PAP-Test die Alarmglocken zum Klingen bringen. Wenn beide Tests zusammen durchgeführt werden und keinen auffälligen Befund ergeben, dann ist ein Gebärmutterhalskrebs in den nächsten fünf Jahren so gut wie ausgeschlossen, wie Studien von Prof. Dr. Matthias Dürst an der Universität Jena gezeigt haben.
Krebsvorstufen können operativ behandelt werden
Wissenschaftlich kann ein zusätzlicher HPV-Test also durchaus begründet sein kann - empfehlenswert ist er deshalb noch lange nicht. So sieht es zum Beispiel die Allgemeine Ortskrankenkasse. Sie befürchtet, dass es bei den Frauen „zu einer psychischen Belastung und Verunsicherung kommt“, wenn potentiell krebsauslösende Viren entdeckt werden. Die Sorgen um die eigene Gesundheit sind meist unbegründet. Denn auch die Hochrisikoviren, die ohnehin nicht wegtherapiert werden können, führen nur in den allerwenigsten Fällen (0,2 bis 1 Prozent) irgendwann einmal zu einem Krebs, dessen Vorstadien darüberhinaus operativ beherrschbar sind.
Der HPV-Test ist nicht Bestandteil der jährlichen Krebsvorsorge und muss aus eigener Tasche bezahlt werden (ca. 70 bis 100 EUR). Gezahlt wird der Test nur, wenn der normale Abstrich ein unklares oder verdächtiges Ergebnis erbracht hat sowie in der Nachsorge bei Frauen, die wegen Krebsvorstufen oder Gebärmutterhalskrebs behandelt wurden.