Was ist besser: Elektrische Zahnbürsten oder Zähneputzen mit Handzahnbürsten?

Mit Zähneputzen beugt man Karies vor und hält das Zahnfleisch gesund. Vorausgesetzt, es wird gründlich und regelmäßig gemacht. Doch ist dazu wirklich eine Elektrozahnbürste notwendig? Mehrere Zahnmediziner, die sich auf Einladung eines Herstellers von elektrischen Zahnbürsten getroffen haben, machen sich für solche technischen Geräte stark – und senken den Daumen für die Handzahnbürste. Wir haben uns einmal die wichtigsten wissenschaftlichen Zahnputz-Studien der letzten Jahre angesehen und sind zu einem etwas anderen Ergebnis gekommen.

 Eine der bisher umfangreichsten Analyse von wissenschaftlichen „Zähneputz“-Studien – durchgeführt von der renommierten Cochrane Collaboration – brachte es ans Tageslicht: Die meisten elektrischen Zahnbürsten schnitten kaum besser ab als normale Handzahnbürsten. Lediglich die oszillierend-rotierende Elektrozahnbürste – hier wechselt der Putzkopf die Drehrichtung mehrmals pro Sekunde – entfernte den Zahnbelag etwas gründlicher. Wobei nicht vergessen werden sollte: Die meisten Studien waren von den Herstellern der elektrischen Zahnbürsten finanziert worden, die ein offensichtliches Interesse daran haben, dass „ihre“ Bürsten gut abschneiden.

Zahnfleischbluten: Minimale Unterschiede zwischen den Zahnbürsten

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Auch Zahnfleischbluten trat seltener auf, wenn solche Elektrobürsten länger als drei Monate benutzt werden. Doch die Unterschiede waren minimal. So wurden in einer Studie die blutenden Stellen am Zahnfleisch gezählt (nachdem es mechanisch gereizt wurde). Waren es anfangs im Schnitt 40 von 100 getesteten Stellen, sank die Zahl der blutenden Stellen (die auf Zahnfleischentzündungen hinweisen) beim Putzen mit der Handzahnbürste auf 24 Stellen; bei der elektrischen Zahnbürste waren es im Schnitt vier weniger, nämlich 20 blutende Stellen.

Die Zahlen machen deutlich: Personen, die ohnehin wenig Probleme mit Zahnfleischbluten haben, „werden kaum einen Unterschied bemerken, wenn sie zu einer wesentlich teureren elektrischen Zahnbürste wechseln“, so auch die Bewertung des Kölner Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.

Entscheidend sind Sorgfalt, Regelmäßigkeit und systematische Reinigung

Die Handzahnbürste ist weiterhin ein zu empfehlendes Mundhygienehilfsmittel, da die Unterschiede in der Plaqueentfernung nur gering sind“, sagt auch die Zahnmedizinerin Astrid Polig. „Entscheidend für das Resultat der individuellen Mundhygiene ist die Sorgfalt, Regelmäßigkeit und systematische Reinigung.“

Bei ihren Studien ist sie auch auf einen Zusammenhang gestoßen, der bislang eher weniger Beachtung findet: Beim Vergleich von Schallzahnbürsten – hier werden die Borsten in Schwingungen versetzt – mit rotierend-oszillierenden Zahnbürsten, verursachen die rotierenden Zahnbürsten mehr Zahnfleischverletzungen, insbesondere im Oberkiefer. Gleichzeitig wird aber mit diesen Zahnbürsten etwas mehr Zahnbelag entfernt. Dieses Plus an Sauberkeit „erkauft“ man sich somit mit einem höheren Verletzungsrisiko.

Auf diesen Zusammenhang hat auch Professor Stefan Zimmer von der Universität Witten-Herdecke hingewiesen: Handzahnbürsten mit harten Borsten reinigen die Zähne zwar am effektivsten, bei falscher Putztechnik oder empfindlichem Zahnfleisch steigt aber das Verletzungsrisiko.

Ein Kompromiss sind mittelharte Bürsten

Weiche Zahnbürsten gehen mit empfindlichem Zahnfleisch besonders behutsam um, dafür reinigen sie aber auch am schlechtesten. Gründliches Putzen sei hier deshalb besonders wichtig.

Ein Kompromiss sind deshalb mittelharte Bürsten: sie reinigen recht gründlich und schonen aber bei richtiger Putztechnik das Zahnfleisch.

Handzahnbürsten mit einem gewellten und gestuften Borstenfeld sind einem flachen Bürstenfeld überlegen

Eine echte Innovation mit einer messbaren Steigerung der Reinigungsleistung sind Handzahnbürsten mit unterschiedlich langen Borsten, die idealerweise mit schräg stehenden Borsten kombiniert sind (X-Zahnbürsten). So wurde schon vor einigen Jahren in einer Studie gezeigt, dass Bürsten mit einem gewellten und gestuften Borstenfeld einem flachen überlegen sind: Eine fast 16 Prozent höhere Reinigungseffizienz wurde erreicht.

Die sehr gute Reinigungsleistung konnte auch die Zahnärztin Katrin Völker in ihrer Doktorarbeit bestätigen. Insbesondere die problematischen Zahnzwischenräume lassen sich mit diesen wirr aussehenden Bürstenköpfen viel besser reinigen. Auch bei jugendlichen „Bracketträgern erweist sich die Bürstenkopfkonfiguration mit den schräg stehenden X-Borsten als sehr effizient“, so Katrin Völker.

Die richtige Putztechnik für Handzahnbürsten: Lieber länger als mit zuviel Kraft putzen

Zähne sollten mit kleinen, kreisenden Bewegungen von „Rot nach Weiß", also vom Zahnfleisch zu den Zähnen, geputzt werden. Der Druck auf die Zahnbürste sollte nicht mehr als 150 bis 200 Gramm betragen. Woher man weiß, wie sich 150 Gramm anfühlen?

Drücken Sie mit Ihrer Zahnbürste auf eine Küchenwaage und üben Sie mit geschlossenen Augen. So bekommen Sie das richtige Druckgefühl. Es gilt das Motto: Lieber länger als mit zuviel Kraft putzen. Beginnen Sie mit dem Putzen im Unterkiefer außen, dann Oberkiefer außen. Es folgen die Kauflächen und anschließend die Innenseiten der Zähne. Und wie lange muss geputzt werden? Studien haben gezeigt: Ob per Hand oder mit der elektrischen Zahnbürste – erst nach fünf Minuten lässt sich das Ergebnis nicht mehr verbessern.

Mit welchen Zahnbürsten werden elektrische Zahnbürsten überhaupt verglichen?

Bei vielen Studien, die die Überlegenheit der elektrischen Zahnbürsten gegenüber den Handzahnbürsten demonstrieren sollen, wird eine standardisierte Zahnbürste, die sogenannte ADA Referenz-Zahnbürste ins Rennen geschickt. Das Bürstenfeld ist flach und insgesamt ist diese Bürste auf einem technisch ziemlich überholten Stand. Werden Elektrozahnbürsten mit einer solchen Handzahnbürste verglichen, schneiden sie natürlich immer besser ab. Offen ist, wie Elektrozahnbürsten bei einem Vergleichstest mit den neuen X-Zahnbürsten abschneiden würden.

Aber auch hier geht die technische Entwicklung weiter. So wirbt z. B. der Hersteller Dr. Best damit, dass seine „X-Seidenfein-Borsten“ seiner „X-Zwischenzahn Zahnbürste“ (kein Schreibfehler, die heißt so) bei vertikalen Putzbewegungen (von oben nach unten) die Zwischen­zahn­flächen „sechsmal besser als herkömmliche X-Borsten“ erreichen.

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