Das Phänomen der "schwarzen Wohnungen"

Mitte der neunziger Jahre erreichten das Umweltbundesamt erstmalig Informationen über plötzlich auftretende schwarze Staubablagerungen in Wohnungen. Wände, Decken und Einrichtungsgegenstände waren innerhalb weniger Wochen mit einem rußähnlichen Schmierfilm überzogen. Die Schäden reichten von einzelnen Flecken bis zu größeren Verschmutzungen die aussahen, als hätten in der Wohnung Schwelbrände stattgefunden. Das Phänomen der "schwarzen Wohnungen" war geboren.

Das Umweltbundesamt befragte vor einigen Jahren Betroffene per Fragebogen. Dabei zeigte sich, dass die Ablagerungen ausschließlich während der Heizperiode auftraten.
Die meisten Wohnungen war vor dem Auftreten des Phänomens renoviert worden. Bei fast 70 Prozent der Haushalte war gemalert oder lackiert worden, wobei meistens umweltfreudliche wasserlösliche Farben und Lacke zum Einsatz kamen. Oder ein neuer Teppichboden war verlegt worden. Wenn dann in den Folgemonaten schlecht gelüftet wurde (zum Beispiel in den Wintermonaten), trat der rußähnliche Schmierfilm besonders häufig auf.

Lösemittel, die nicht deklariert werden müssen

Umweltexperten vermuten nun, dass eine Ursache die „lösemittelfreien“ Produkte sind. Denn sie enthalten sogenannte schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC). Diese Stoffe sind meist nicht zu riechen und in der Regel weniger gesundheitlich bedenklich und sie müssen nicht als Lösemittel deklariert werden.

Wenn dann die Konzentration der ausdünstenden Lösungsmittel in der Raumluft ansteigt und die Luftfeuchtigkeit zu gering ist, können sie sich mit den Schwebstaubpartikeln aus der Luft zu größeren Teilchen verbinden, die sich dann als schmierige Beläge absetzen und zu den "schwarzen Wohnungen" führen. Auch Kunststoffoberflächen (PVC), die Weichmacher ausdünsten (z. B. Kunststoff-Dekorplatten, Bodenbeläge, Holzimitat-Paneelen etc.), können betroffen sein: Zusammen mit Staubpartikeln in der Luft bildet sich ein Klebefilm auf den Oberflächen.

Hinzu kommt: Im Unterschied zu den flüchtigen organischen Lösungsmittel (die man riechen kann) gasen die gesundheitlich weniger bedenklichen schwerflüchtigen Inhaltsstoffe langsamer und deshalb auch über längere Zeit aus, in Einzelfällen bis zu zwei Jahre.

Lösemittel- und weichmacherfreie Farben im Angebot

Bislang haben nur wenige Hersteller das Problem erkannt. Einige Wandfarbenproduzenten haben seit einiger Zeit aber Farben im Angebot, die eindeutig als „lösemittel- und weichmacherfrei“ gekennzeichnet sind.

Bis heute lässt sich das Phänomen der „Schwarzen Wohnungen“ nicht sicher verhindern. Bleibt deshalb nur der wichtigste Tipp: Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten über mehrere Wochen (auch im Winter) intensiv mehrmals (vier bis sechs Mal) am Tag lüften.

Infos: Umweltbundesamt Berlin, Tel.: 030/8903-5728; www.umweltbundesamt.de

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