TV-Spots unter der Lupe: Wobenzym Plus / Schaukeln mit Günther Jauch

Kein Leben ohne Enzyme. An fast jeder biochemischen Reaktion im Organismus von Lebewesen sind Enzyme beteiligt. Geschätzte 30 Billiarden dieser Reaktionen finden pro Sekunde in unserem Körper statt. Enzyme ermöglichen und beschleunigen zum Beispiel biochemische Vorgänge. Doch mit zunehmendem Alter lässt die Aktivität der Enzyme nach. Da liegt es nahe, sie in konzentrierter Form dem Körper zur Verfügung zu stellen.

Fernseh-Moderator und Entertainer Günther Jauch macht TV-Werbung für ein solches Produkt. Es heißt Wobenzym Plus und soll für mehr Beweglichkeit sorgen: „Mit hochaktiven Enzymen bekämpft Wobenzym plus wirksam Entzündungen bei Gelenkverschleiß“, sagt ein Sprecher im Werbefilm aus dem Hintergrund. Doch stimmt das überhaupt?

Studie: Wobenzym N schlägt Diclofenac

Schon seit Jahren streitet sich die Herstellerfirma Mucos-Pharma mit den Behörden, die für die Zulassung von Arzneimitteln zuständig sind. Das gilt für Wobenzym plus und galt auch schon für das Vorgängerpräparat Wobenzym N. Das darf seit 2009 nicht mehr verkauft werden, denn „dem Arzneimittel fehlt die angegebene therapeutische Wirksamkeit“, so damals die Meinung des Bundesinstituts für Arzneimittel, mit der sich die Behörde vor Gericht durchsetzte.

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Doch das kann man auch ganz anders sehen. Denn bei einem von der Universität Düsseldorf durchgeführten Vergleich mehrerer Studien, bei denen es um die Wirksamkeit von Wobenzym N ging, schnitt das Naturheilmittel überraschend gut ab. Konkurrenz-Substanzen, wie der bei Entzündungen häufig verschriebene und nebenwirkungsreiche Arzneistoff Diclofenac, waren in keinem Fall besser. In den Studien ging es u.a. um Arthrose, Ödeme, Heilung und Schmerzen nach Operationen, Nebenhöhlenentzündungen und rheumatoide Arthritis.

Wobenzym N ist nicht Wobenzym plus

Doch gelten diese Ergebnisse auch für das jetzt beworbene Wobenzym plus? Zwar ist die Namensänderung nur minimal („plus“ statt „N“), die Zusammensetzung des Arzneimittels hat sich aber gravierend verändert. Denn während bei Wobenzym N neben Bromelain – einer aus Ananas-Strünken extrahierten Substanz – unter anderem noch Pankre­as-Konzentrat (hergestellt aus den Bauchspeicheldrüsen von Schweinen) enthalten war, fehlt jetzt dieses Konzentrat.

Für viele Naturheilkundler ist es aber gerade diese Kombination, die die Chance für eine erfolgreiche Enzymtherapie erhöht. Denn die Wirksamkeit, die sogenannte proteolytische Gesamtaktivität (abgekürzt FIP), lässt sich – so wird vermutet – durch die Kombination erhöhen.

Präparate mit dieser Mischung von pflanzlichen und tierischen Enzymen gibt es trotzdem. Sie laufen nur nicht unter der Bezeichnung „Arzneimittel“ sondern sind als Nahrungsergänzungsmittel im Handel erhältlich, zum Beispiel KaRazym von Volopharm, Astrozym von Capella Pharma oder Ovivo Enzym von Sunlife.

Erschienen in feminin & fit 4/2011

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