Nanotechnologie gegen empfindliche Zähne / Im Reich des Klitzekleinen

 Nano-Technologie in Zahncremes ist im Kommen. Wir haben uns mehrere Produkte näher angesehen: „BioRepair“ von Dr. Wolff, ApaCare remineralisierende Zahncreme und „nanosensitive“ von Hager & Werken.

Defekten Zahnschmelz reparieren, Zahnerosion verhindern, die Bildung von bakteriellem Plaque erschweren und das Schmerzempfinden von überempfindlichen Zähnen ausschalten – das alles soll „BioRepair“ der Firma Dr. Wolff aus Bielefeld leisten.Doch stimmt das überhaupt?

Bei dem Wirkstoff – enthalten in Zahncremes und Mundspülungen – handelt es sich um Zink-Carbonat-Hydroxylapatit in Form von Nano- beziehungsweise Mikokristallen, den die Firma als „naturidentischen Zahnschmelz“ bezeichnet.

Zähne glätten und remineralisieren

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Und in der Tat: Zahnschmelz besteht zu 98 Prozent aus Hydroxylapatit. In den Cremes und Spülungen soll er die uneben gewordene Oberfläche der in die Jahre gekommenen Zähne glätten und remineralisieren.

Doch in der Wissenschaft gibt es starke Zweifel, ob diese Zahnverjüngungskur wirklich stattfindet. Prof. Dr. Joachim Klimek von der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde in Gießen hat sich mit anderen Kollegen des Themas angenommen.

Die Wissenschaftler kommen wahrlich zu keinem schmeichelhaften Ergebnis. „Reparatur und Remineralisation der Zahnhartsubstanz durch Nano-Hydoxylapatit-Nanokristalle in Mundhygieneprodukten sind wissenschaftlich nicht bewiesen“, so lautet ihr Fazit.

Zahncreme mit bioaktivem Glas

Wobei das Urteil auch für die Konkurrenzprodukte von ApaCare gilt, die ebenfalls untersucht wurden. Abschließend heißt es: „Bei den fluoridfreien Produkten von Bio-Repair und dem Intensiv-Pflegeprodukt von ApaCare muss, zumindest solange keine entsprechenden Wirkungsnachweise vorliegen, von schlechteren Effekten im Vergleich zu etablierten, fluoridhaltigen Mundhygieneprodukten ausgegangen werden.“

Nicht untersucht, aber auf dem Markt erhältlich, ist eine Zahncreme für sensible Zähne mit „bioaktivem Glas“. In „nanosensitive“, der Zahncreme von Hager & Werken, sind winzige Glaspartikel (wasserunlösliches Kalzium-Natrium-Phosphorsilikat) in Nanometergröße enthalten, die mit dem im Speichel befindlichen Kalzium und Phosphor eine Zahnschmelz ähnliche Substanz bilden und die Schmerzempfindlichkeit der Zähne reduzieren sollen. Laut Hersteller wurde die Wirksamkeit durch verschiedene Studien bestätigt. Untersuchungen, die die langfristige Unschädlichkeit belegen, werden nicht erwähnt. Ob sich Nanopartikel, insbesondere die aus Glas, in Organen ansammeln und dort eventuell Schäden anrichten, ist nicht bekannt.

Was ist ein Nanometer?

Es handelt sich um ein Längenmaß und entspricht einem millionstel Millimeter (abgekürzt nm). Ab 100 nm und kleiner beginnt die Welt der Nanotechnologie.

(erschienen in feminin & fit, 3/2011) → zurück zu Seite 1

Lesen Sie alle Teile des Berichts

  1. Empfindliche Zähne: Was den Schmerz vertreibt

  2. Mittel gegen empfindliche Zähne

  3. Nanotechnologie gegen empfindliche Zähne

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