In der Alternativmedizin und bei Heilpraktikern hat die Fußreflexzonen-Massage schon seit Jahren einen festen Platz. Viele Schulmediziner hingegen haben noch so ihre Probleme mit dieser Therapie, die überhaupt nicht ins herkömmliche Denkraster passen will. Doch seit immer mehr Wissenschaftler die Wirkungen der Fußreflexzonen-Massage in vielen Fällen bestätigen, wächst das Interesse an dieser Behandlungsform. Und das beste: Mit ein wenig Übung eignet sie sich auch zur Selbstbehandlung.
Schon vor tausenden von Jahren wurden in den alten Kulturen Indiens, Chinas und Ägyptens Füße massiert, um Krankheiten oder Beschwerden an ganz anderer Stelle im Körper zu lindern. In der Fußreflexzonen-Massage geht man nämlich davon aus, dass bestimmte Punkte am Fuß über das Nervensystem mit anderen Körperbereichen in Verbindung stehen. Werden die Nervenenden durch Druck oder Massage stimuliert, führt das zur Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte.
Die Wiege der westlichen Fußreflexzonen-Massage liegt in den USA, wo sie von der Masseurin Eunice Ingham populär gemacht wurde; ihre Schülerin Hanne Marquart sorgte für Bekanntheit in Deutschland.
Welche Stellen an den Füßen welche Körperteile repräsentieren, ist immer wieder Anlass zu Meinungsverschiedenheiten unter den Anwendern. Übereinstimmung gibt es aber in der groben Richtung: Danach sind die Kopf- und Halsorgane im Bereich der Zehen, die Organe der Brust und des Oberbauchs im Bereich des Mittelfußes angeordnet. Unterbauch und Becken liegen im Bereich der Ferse. Die Wirbelsäule liegt an den Außenkanten der Fußsohlen.
Stiftung Warentest: "Keine Verbindung zwischen den inneren Organen und den Fußsohlen"
Die Theorie rund um die Fußreflexzonen-Massage ist über die Jahre immer wieder kritisiert worden. So zuletzt ziemlich prominent von der Stiftung Warentest in ihrem Buch „Die andere Medizin“. Es existiert „keine Basis für die angenommene Verbindung zwischen den inneren Organen und den Fußsohlen“, so der Schlussgutachter Prof. Edzard Ernst, Leiter der Abteilung für Komplementärmedizin an der Universität Exeter.
Aber wie schon bei der Akupunktur – über die Theorie schütteln bis heute viele nur den Kopf – und die Nadeln wirken trotzdem. Wie sehr die Fußreflexzonen-Massage hilft, ist in letzter Zeit in mehreren wissenschaftlichen Studien belegt worden. So zum Beispiel zuletzt von Catharina Güttner am Uniklinikum Jena. Sie bewies im Rahmen ihrer Doktorarbeit, dass mit geeigneter Fußreflexzonenmassage „Schmerzen und Funktionsbeeinträchtigungen bei moderater Kniearthrose“ gelindert werden können.
Kniearthrose: Fußreflexzonen-Massage verbessert die Beweglichkeit
Über einen Zeitraum von sechs Wochen hatten 30 Patienten jeweils 12 Behandlungen erhalten. Die Behandlung reduzierte nicht nur die Schmerzen um zwei Drittel, sondern verbesserte auch die Beweglichkeit des arthritischen Knies. Fast alle Teilnehmer der Studie gaben nach Ende der Therapie an, dass sich ihr Zustand gebessert habe.
Auch einen Placeboeffekt – Patienten bilden sich eine Wirkung nur ein –, der immer wieder als Ursache für Erfolge ins Spiel gebracht wird, kann Catharina Güttner in diesem Fall ausschließen. „Wir haben einen massiven Rückgang der Schmerzintensität um 75 Prozent beobachtet. Der Ruheschmerz ging nach der Therapie sogar auf Null zurück.“
Fußreflexzonen-Massagen regt die Durchblutung an
Bei einer anderen Studie an der Universität von Innsbruck hatte man herausgefunden, dass nach Massage der entsprechenden Fußareale die Durchblutung des Darms und der Niere angeregt war.
Parallel zu diesem Versuch wurde bei anderen Patienten ebenfalls bestimmte Fußareale massiert – doch in diesen Fällen fühlten sich Darm und Niere gar nicht angeregt. Für Fußreflexzonen-Therapeuten war das Ergebnis auch nicht verwunderlich – es waren nämlich (bewusst) die falschen Areale massiert worden.
Darüber hinaus gibt es auch Hinweise, dass die Methode bei der Behandlung von chronischem Kopfschmerz und multipler Sklerose erfolgreich angewendet werden kann. Sogar die Psyche lässt sich positiv beeinflussen, wie eine Studie an einer Universität im amerikanischen Greenville belegt.
Tipps für die Selbstbehandlung: So wird massiert
Atemwegserkrankungen wie Bronchitis sprechen nach Erfahrungen von Therapeuten auf Fußreflexzonenmassage gut an. Schon nach 6 bis 8 Behandlungen seien Verbesserungen spürbar, so die Therapeutin Ann Gillanders.
Auch Kinder profitieren nach ihren Erfahrungen von dieser Massage. Massiert wird insbesondere die Lungenzone. Bei der Selbstbehandlung wird z. B. der linke Fuß auf das rechte Knie gelegt. Die linke Hand hält den Fuß und dann geht der rechte Daumen raupenförmig in dem Areal rechts beginnend jeweils von unten nach oben. Raupenförmig heißt: Das Daumenendglied wird fortlaufend abgeknickt und wieder gestreckt. Der Daumen bleibt dabei immer im Kontakt mit dem Fuß und wird langsam nach oben bewegt. Da die Lunge auf beiden Füßen entsprechende Areale hat, werden beide Füße massiert.
Fußreflexzonen-Massage kann die Funktion von Organen unterstützen. So soll die Massage auch bei Blasen- und Harnwegentzündungen helfen. Symptome bei Blasenentzündungen sind u.a. gesteigerter Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen. Erfahrene Therapeuten massieren die Zone des Harnleiters von unten nach oben Richtung Niere mit dem Raupengriff. Auch hier müssen beide Füße massiert werden.
Entspannend: Massieren Sie täglich den gesamten Fuß
Zur Selbstbehandlung eignet sich auch die regelmäßige Massage des Verdauungstraktes, z. B. um Verstopfungen vorzubeugen. Als erfolgversprechend hat sich dabei die Massage mehrerer Reflexzonen erwiesen: Begonnen wird mit Zirbeldrüse und Hypophyse in den beiden großen Zehen. Es folgen die Bereiche von Leber, Magen, Niere und Solarplexus. Zum Schluss werden Dick- und Dünndarm-Areale massiert. Bei diesem Beispiel zeigt sich: Manchmal werden Bereiche massiert, die auf den ersten Blick an den Beschwerden gar nicht beteiligt sind.
Sehr entspannend ist es auch, wenn der gesamte Fuß täglich massiert wird, sozusagen über alle Areale hinweg. Patricia Langfeld, Heilpraktikerin und Fußreflexzonentherapeutin an der Wellrelaxing Akademie in Köln, wendet die Fußreflexzonenmassage schon seit fast 20 Jahren an. „Ich finde sie faszinierend, weil sie so vielseitig anwendbar ist – unabhängig vom Alter und den Beschwerdebildern. Außerdem wirkt sie sehr schnell, ist nebenwirkungsfrei und immer flexibel einsetzbar.“
Wann darf nicht massiert werden?
- Verboten ist eine Anwendung bei Schwangerschaft (Fehl- und Frühgeburten möglich)
- Blutdruck über 200 mmHg (Kreislaufzusammenbruch)
- Venenentzündung, weil Blut-und Lymphfluss behindert sind
- Fußpilz, da die Pilzsporen auch auf nicht befallene Stellen übertragen werden können
Zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift feminin & fit