Fettreduziert: Kann man mit Light-Produkten wirklich abnehmen? Experiment mit Low-fat Chips zeigt: Light-Produkte beruhigen das Gewissen

In der bunten Welt der Wellness-, Fitness- und Light-Produkte wimmelt es nur so von Versprechungen. Die Verpackungen signalisieren Gesundheit und ein Leben ohne Übergewicht. Doch machen diese Produkte wirklich schlank? Wissenschaftler kommen zu erstaunlichen Ergebnissen.

Geht man nach den von einigen Lebensmittelfirmen bevorzugten Produktverpackungen, müsste Abnehmen eigentlich ganz leicht sein. Denn die vielen schlanken und taillierten Plastikflaschen, die die Regale der Lebensmittelläden bevölkern, sollen ja signalisieren: Kauf mich, denn mein Inhalt bringt dir, was meine Verpackung schon hinter sich hat ­– weniger Umfang und mehr Leichtigkeit.

Schlanke, weibliche Silhouetten zieren zum Beispiel auch Cornflakes-Verpackungen. Dazu gesellen sich Abbildungen von gesundem Korn und fitten Blumen. Doch sind die Nahrungsmittel aus der Wellness-, Fitness-Light-Du-Darfst-Ecke wirklich der Weg zu mehr Gesundheit und einer schlanken Linie?

Light-Produkte signalisieren: Wenn wir mehr essen, brauchen wir kein schlechtes Gewissen zu haben

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Die Wissenschaftlerin Kelly Geyskens von der Katholischen Universität Leuven in den Niederlanden hat zu dieser Frage mehrere Experimente gemacht – und entdeckte erstaunliche Zusammenhänge.

Zwei Gruppen wurden im Rahmen eines Geschmackstests – so hatte man es den Teilnehmern gesagt – Low-fat-Chips vorgesetzt. Vor dem Genuss der mit wenig Fett gebackenen Chips stand etwas Arbeit: Die Teilnehmer mussten einen „Sprachtest“ absolvieren. In der einen Gruppe mussten Sätze mit positiven und gesundheitsbezogenen Wörtern („Jogging“, „lachen“, „Früchte“, „Sport“, „Vitamine“ etc.) gebildet werden. In der anderen Gruppe waren die Wörter neutral und hatten nichts mit Gesundheit zu tun.

Das Ergebnis: In der „Gesundheitsgruppe“ wurden viel mehr Low-fat-Chips gegessen als in der neutralen Gruppe.  

Das Testergebnis dürfte alle Marketingverantwortlichen in der Ernährungsindustrie glücklich stimmen – und sollte bei jedem Verbraucher die Alarmglocken schrillen lassen: Die Versuchung, bei allen sich gesund und fit gebenden Nahrungsmitteln mehr als eigentlich gewollt zu essen, ist groß – und es muss sich dabei noch nicht einmal um ausgesprochene Low-fat-Nahrungsmittel handeln.

Käse light? Da kann man auch mal zwei Scheiben statt der sonst üblichen einen Scheibe aufs Brot legen

  Die Situation ist leicht nachzuvollziehen: Käse light, der scheibchenweise in einer Fitness ausstrahlenden Verpackung steckt – na, da kann man doch auch mal zwei Scheiben statt der sonst üblichen einen Scheibe aufs Brot legen; insbesondere, wenn der Käse sowieso ein bisschen fade schmeckt. Und um bei den Chips zu bleiben – warum sollte man ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn man statt der halben Tüte Light-Chips die ganze verschlingt?

Doch eine einfache Überlegung macht deutlich: Wer eine ganze Tüte Low-fat-Chips mit 30 Prozent weniger Fett statt einer halben Tüte in sich hineinmümmelt, hat am Ende trotz low-fat mehr Frittierfett konsumiert, als wenn er bei einer halben Tüte Normal-Chips geblieben wäre.

Light-Produkte beruhigen das Gewissen

Sicher ist: Light- und ähnliche Produkte beruhigen in jedem Fall das Gewissen. Wer sich aber beim Essen nicht zurückhalten kann, hebt die beabsichtigte Wirkung schnell wieder auf.

Wenn schon solche psychologischen Experimente zeigen, dass die ganzen leichten Produkte ziemlich schwer im Magen liegen können, wie sieht es dann mit der Low-Fat-Ernährung im realen Leben aus?Weiter auf Seite 2

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