Burnout bei Frauen: Von der Schwierigkeit, anderen Menschen Grenzen zu setzen Mehr / Erholung, Entspannung und Lebensfreude

Für die Burnout-Expertin Sigrid Engelbrecht aus Bayreuth ist es kein Zufall, dass insbesondere Frauen seit einigen Jahren zunehmend unter Burnout leiden. „Die Vielfachbelastungen einer berufstätigen Frau, die auch Mutter ist und dazu noch den Haushalt managen und in vielen Fällen auch als Pflegerin der alt gewordenen Eltern oder Schwiegereltern bereitstehen soll, fordern von Körper und Psyche einen hohen Tribut.“

Für viele Frauen, insbesondere die gut ausgebildeten, ist heute ihr Beruf ein wesentlicher Teil ihrer Identität. „Folglich versuchen sie, beide Bereiche möglichst perfekt miteinander in Einklang zu bringen“, sagt Sigrid Engelbrecht. Und ihr Eindruck ist, dass Presse und Fernsehen mithelfen, dieses Bild weiter zu verfestigen. „Artikel und Berichte, in denen ‘Vereinbarkeit von Beruf und Familie’ als wichtiges Thema für die Lebensplanung von Männern diskutiert wird, sind mit der Lupe zu suchen.“

Weg in den Burnout: Vielen Frauen fällt es schwerer als Männer, Autorität zu zeigen

 Die Stressexpertin und Buchautorin erwähnt eine Studie aus den USA, die noch auf ein ganz anderes Problem hinweist: Vielen Frauen fällt es schwerer als Männer, Autorität zu zeigen. Bei der Lösung von Problemen kann diese Fähigkeit manchmal ganz hilfreich sein. Der Grund für dieses andere Verhaltensmuster wird in der Erziehung gesehen: Eltern erwarten von ihren Söhnen mehr Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Leistung und Verantwortung als von ihren Töchtern. Das prägt fürs Leben.

Bei Stress reagieren Frauen ebenfalls anders als Männer, was dem Hormon Oxytocin zugeschrieben wird, das bei Frauen in solchen Situationen verstärkt ins Blut übergeht. Sigrid Engelbrecht: „Der Einfluss von Oxytocin führt auf der Verhaltensebene dazu, eher zu beschwichtigen, Konflikte herunterzuspielen und zu vermitteln. Darüber hinaus scheint das Hormon Östrogen die Wirkung von Oxytocin noch zu verstärken.“

Nicht „nein“ sagen zu können, ebnet den Weg ins Burnout

Damit dürfte auch zusammenhängen, dass Frauen häufiger als Männer Schwierigkeiten haben, anderen Menschen Grenzen zu setzen. Nicht „nein“ sagen zu können, ebnet den Weg ins Burnout. Sigrid Engelbrecht: „Dadurch, dass wir das beherzte Nein zurückhalten, laden wir uns oftmals mehr auf, als wir bewältigen können. Natürlich hat nahezu jeder das Bedürfnis, gemocht und geschätzt zu werden und bei Freunden, Kollegen, beim Chef und auch ganz allgemein bei den Mitmenschen gut angesehen zu sein. Doch wer es allen recht machen will, um damit Sympathie und Anerkennung zu ernten, wird oft nur eines damit erreichen: nicht ernst genommen zu werden.“

Nach ihren Beobachtungen haben sich mittlerweile viele Frauen so an den Stress und die Zwänge des Lebens gewöhnt, dass für sie der Zustand der Erschöpfung fast zum Normalzustand geworden sei. „Ständige Müdigkeit, Gereiztheit, Lustlosigkeit und körperliche Missbefindlichkeiten werden abgetan, als seien sie einfach ein Bestandteil des Frausein. Doch solche Symptome haben nichts mit Frausein zu tun und es zaubert sie auch keine gute Fee über Nacht wieder weg. Vielmehr können sie Hinweise auf einen Einstieg in die Burnout-Spirale sein.“

Raus aus dem Burnout: Ein Leben mit weniger Stress und mehr Entspannung

Und wie sieht die Lösung aus? Auf dieser Seite haben wir kurz die wichtigsten Ratschläge und Verhaltensregeln aufgelistet. Doch so vielfältig die Tipps und Empfehlungen auch sind – es geht immer um die gleiche Frage: Wie schaffe ich es, mein Leben auf eine gesündere Basis mit weniger Stress und mehr Entspannung zu stellen? Auf dem Weg dorthin wird es fast schon zwangsläufig zum Konflikt mit anderen kommen. Doch anders können Erholung, Entspannung und Lebensfreude, die bisher zulasten von Arbeit und Verpflichtungen vernachlässigt wurden, in der persönlichen Wertehierarchie nicht nach oben rücken.

Mehr Infos: Sigrid Engelbrecht: Das Anti-Burnout-Buch für Frauen

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