Begriffe der Psychoanalyse: Es, Über-Ich, Verdrängung, Freudscher Versprecher u.a.

Sigmund Freud, der Entdecker des Unbewussten, ist immer noch aktuell. Vor ca. 155 Jahren wurde der Begründer der Psychoanalyse geboren. Er beschäftigte sich mit vielem, was zu seiner Zeit irgendwie anrüchig war. Sexualität gehörte dazu. Wer mitdiskutieren will – wir haben die wichtigsten Begriffe der Psychoanalyse kurz erläutert.

Es

Mit „Es“ bezeichnet Freud das Triebhafte und die elementaren Bedürfnisse. An erster Stelle steht der Sexualtrieb. Unbewusste Handlungen werden durch das „Es“ beeinflusst. Freud ging davon aus, dass 90 Prozent aller Hand­lungen unbewusst motiviert sind. Das „Es“ ist der Gegenpol zum „Über-Ich“.

Über-Ich

Hier versammeln sich die verinnerlichten Normen, das, was in Kind­heit und Jugend als gut und richtig vorgelebt wurde. Die Gebote und Verbote der Eltern wirken bis in die Erwachsenenzeit und treten oft in Widerspruch zum triebhaften „Es“.

Ich

Das „Ich“ ist der Vermittler zwischen „Es“ und „Über-Ich“. Das „Ich“  sucht nach Lösungen und neigt entweder mehr dem „Es“ oder dem „Über-Ich“ zu.

Couch

Die Couch war bei Freud das wichtigste Arbeits-Utensil. Im Liegen, wenn der Körper entspannt ist, funktioniert Denken anders: Das Liegen erleichtert die Innenschau und fördert Gedanken­spiele.

Verdrängung

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Wünsche aus dem „Es“, insbesondere aus dem Sexualtrieb, die nicht realisiert werden, weil sie das „Über-Ich“ verbietet („Das macht man nicht“), müssen abgewehrt (verdrängt) werden. Die psychische Energie bleibt aber bestehen. Laut Freud entstehen daraus neurotische Störungen. Diese Energie kann Menschen aber auch zu Höchstleistungen antreiben: zum Beispiel Maler, Schriftsteller und Wissenschaftler.

Ödipus-Komplex

Nach Freud beschreibt der Ödipus-Komplex ein wichtiges Stadium in der Entwicklung von Jungen. Mit zirka drei Jahren sehen sie ihren Vater als Rivalen an und wollen ihn vom Thron stoßen, um die Mutter alleine für sich zu haben. Dieser Inzestwunsch wird verdrängt und oft nicht richtig bewältigt. Hierin sieht Freud eine der Ursachen für das Entstehen von Neurosen oder Perversionen.

Träume

Freud ging davon aus, dass sich im Traum verdrängte Wünsche zeigen. Der Traum war für ihn der beste Zugang für die Erkenntnis des Unbewussten. Für Freud – und das war neu zu seiner Zeit – hat jeder Traum einen Sinn. „Träume sind Schäume“ galt für ihn nicht. Der Traum knüpft an die Erlebnisse des abgelaufenen Tages an. Sexualität, das Triebhafte, spielt eine wichtige Rolle. Zitat Sigmund Freud: „Alle in die Länge reichenden Objekte, Stöcke, Baum­stämme, Schirme wollen das männliche Glied vertreten. Dosen, Schachteln, Kästen, Schränke, Öfen entsprechen dem Frauen­leib.“ Der Geschlechtsakt wird nach Freud durch das Steigen auf Leitern, durch Flugträume und Eisenbahnfahren symbolisiert.

Freudscher Versprecher

Es wird unterstellt, dass ein Ver­sprecher die eigentlichen Gedan­kengänge offenlegt. Beispiel aus einer Versammlung: „Wir wollen ihn heute abend in Ruhe lassen“ statt „Wir wollen ihn heute abend zu Wort kommen lassen.“ Der Versprecher, so kann man ihn deuten, legt offen, was eigentlich gewünscht wird: das derjenige nicht zu Wort kommt. Freudsche Versprecher sind oft Anlass zu Heiterkeit. Nach Freud lassen solche Versprecher in die Tiefe der Seele blicken.

Teil1: Psychoanalyse: Freud für Einsteiger / Was passiert bei einer psychoanalytischen Behandlung eigentlich?

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