Augen lasern lassen: ReLEx SMILE statt Femto-Lasik? Risiken und Vorteile Neue Methode soll LASIK ersetzen

 Seit rund 20 Jahren sind Augen-Laser-Operationen an und unter der Oberfläche der menschlichen Hornhaut eine gängige Methode, Sehschwächen zu korrigieren. An ihre Grenzen stoßen solche Operationen allerdings, wenn das Auge deutlich über zehn Dioptrien oder eine sehr dünne Hornhaut hat. Jetzt etabliert sich mit der ReLEx SMILE eine Laser-Methode, die Korrekturen nahezu unsichtbar unter der Hornhaut-Oberfläche möglich macht, ohne das vorher – wie bei der (Femto)-LASIK-Methode – eine Gewebe-Flappe abgetragen werden muss. Worum geht es im Einzelnen? Wie hoch sind die Kosten? Was sind die Vor- und Nachteile?

Pluspunkt bei ReLEx SMILE: schnellere Erholung der Sehschärfe sowie eine höhere Stabilität der Hornhaut

 Bei der sogenannten ReLEx SMILE-Methode (Small-Incision Lenticule Extraction) wird das Gewebe zur Korrektur der Sehschwäche unter der Hornhaut-Oberfläche (Lentikel) entfernt und dann durch eine ca. zwei Millimeter breite Öffnung (Zugangsschnitt) herausgezogen, der sich rasch wieder schließt. Gelasert wird durch die Oberfläche hindurch. Dadurch bleibt, vom seitlichen Zugangsschnitt abgesehen, die Hornhautoberfläche unverletzt. Ein weiterer Pluspunkt, den der Hersteller des Lasers, die Firma Zeiss, erwähnt: Eine deutlich schnellere Erholung der Sehschärfe sowie eine höhere Stabilität der Hornhaut.

Weitere Pluspunkte: Bessere Verträglichkeit für die Hornhaut und die weniger trockenen Augen

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Prof. Dr. Dan Reinstein, medizinischer Direktor der London Vision Clinic, hat sich in mehreren Aufsätzen mit dem neuen Verfahren befasst. Je nach Beschaffenheit des Auges operiert er mittlerweile in rund 80 Prozent aller Fälle mit der SMILE-Methode, knapp 20 Prozent mit dem herkömmlichen LASIK-Verfahren. Die ältere PRK-Methode (Lasern an der Hornhautoberfläche) kommt nur noch selten zur Anwendung – auch wegen des langsameren Heilungsprozesses von rund einer Woche.

Für Dan Reinstein sind es insbesondere folgende Punkte, die ihn zu einem Befürworter der neuen Methode machen: bessere Verträglichkeit für die Hornhaut und die weniger trockenen Augen, da die oberen Nervenpartien im Auge intakt bleiben. Darüber hinaus bleibt mit der neuen Methode das starke obere Stromagewebe unversehrt und die biomechanische Stärke der Hornhaut damit voll intakt.

"Erste bedeutende Innovation in der Laserkorrektur von Sehfehlern"

Das ReLEx-SMILE-Verfahren ist seit knapp zwei Jahren im Einsatz und wird von einer wachsenden Zahl von Chirurgen weltweit angewendet. In den USA läuft seit Sommer 2012 eine Studie der Zulassungsbehörde FDA. Die Genehmigung wird in vier bis fünf Jahren erwartet. Aber schon jetzt spricht Dr. Jon Dishler, der die Studien in den USA leitet, von der „ersten bedeutenden Innovation in der Laserkorrektur von Sehfehlern, seit diese vor fast 20 Jahren größere Verbreitung erreicht hat.“

Dan Reinstein aus London ist jedenfalls überzeugt, dass ReLEx SMILE aufgrund der geschilderten Vorteile LASIK den Rang als beliebteste refraktive Methode ablaufen wird. „Alle Daten deuten darauf hin, dass die Verträglichkeit der neuen Methode deutlich höher ist“, sagt er.

Wer sich einer Sehschärfe-Korrektur mit der ReLEx SMILE unterziehen will, muss derzeit aber noch richtig tief in die Tasche greifen. Ein klassischer LASIK-Eingriff, der nicht von den Krankenkassen bezahlt wird, kostet je nach Aufwand und eingesetztem Gerät zwischen 1100 und 2000 Euro pro Auge. Enthalten sein sollten Voruntersuchungen, die eigentliche OP, Nachuntersuchungen und falls nötig eine Feinkorrektur innerhalb von fünf Jahren. Eine ReLEx SMILE-Behandlung kann gut das Doppelte kosten und liegt derzeit bei rund 2500 Euro pro Auge.

Was sind die Risiken der ReLEx?

  1. Auch die ReLEx-Methode ist eine OP und somit gibt es auch Risiken. Es ist ein Eingriff, bei dem zum Beispiel Nervengewebe im Auge dauerhaft zerstört wird. Ob man solche Verletzungen in Kauf nimmt, nur um einige Jahre ohne Brille oder Kontaktlinsen auszukommen, sollte man sich vorher sehr gut überlegen.
  2. Eines weiß man heute noch nicht: Wie verhält sich das Auge bzw. die Sehschärfe aufgrund des Eingriffs in 15 oder 25 Jahren? Erfahrungswerte über solche Risiken gibt es nicht.
  3. Sicher ist aber schon heute: Ein brillenloses Leben wird es in der Regel trotz moderner Lasertechnik nicht geben: Denn ab Mitte 40 macht sich die Altersweitsichtigkeit bemerkbar.
  4. Völlig offen ist auch, welche Komplikationen auftreten können, wenn operierte Augen im höheren Lebensalter wegen des „Grauen Stars“ noch einmal – und dann aus guten Grund – unters Messer müssen.
  5. Derzeit konzentrieren sich die Hinweise zu Nebenwirkungen auf zeitlich naheliegendere Folgen: So braucht die Erholung der Sehschärfe einige Tage länger als bei der Femto-LASIK-Operation.

Was sind die möglichen Vorteile der ReLEx SMILE-Methode gegenüber (Femto)-LASIK?

  1. Die Laserzeit liegt immer unter 30 Sekunden. Sie ist nicht abhängig vom Grad der Kurzsichtigkeit.
  2. Da die Oberfläche der Hornhaut so gut wie unverletzt bleibt, gibt es keine Umgebungseinflüsse bei der Operation.
  3. Langfristig soll auch bei höheren Dioptrienzahlen das Dämmerungssehvermögen besser sein.
  4. Bedingt durch die Art der Operation, gibt es keinen sogenannten Flap, lediglich einen kleinen Zugangsschnitt von 2 bis 4 mm. Deshalb kann zum Beispiel beim Augenreiben auch nichts verrutschen.
  5. Bei der ReLEx SMILE-Methode werden zwar auch Nerven durchtrennt, aber es sind weniger als bei der (Femto)-LASIK-OP. Deshalb bleibt die Sensibilität der Hornhaut in der Regel besser erhalten.
  6. Versprochen werden weniger Beschwerden nach der Operation.
  7. Weil ca. 30 Prozent weniger Gewebe als bei einer herkömmlichen (Femto-)LASIK-OP abgetragen wird, ist auch die Schwächung der Hornhaut geringer. Damit besteht auch ein geringeres Risiko für eine Hornhautausdünnung, eine sogenannte Keratektasie.

Zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift feminin & fit

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