Alternativen zur Entfernung der Gebärmutter: Endometrium-Ablation und Myombehandlung

Schonende Behandlungsverfahren statt Hysterektomie

Etwa 150.000 Frauen wird in Deutschland jedes Jahr die Gebärmutter vollständig entfernt. Doch nach Expertenschätzung sind rund 50 Prozent dieser Operationen überflüssig. Denn mittlerweile können viele Gebärmuttererkrankungen schonender behandelt werden.

 Ein Grund, warum Frauen sich ihre Gebärmutter entnehmen lassen, sind starke oder lang anhaltende Menstruationen (Menorrhagie). Jede fünfte Frau im Alter zwischen 30 und 50 Jahren leidet darunter.

Bei ihnen dauert die monatliche Blutung länger als üblich und sie verlieren deutlich mehr Blut. Blutarmut, eine ausgeprägte Müdigkeit durch den entstehenden Eisenmangel, Krämpfe und Bauchschmerzen können die unmittelbaren körperlichen Folgen sein.

 Die Ursachen für übermäßige Regelblutungen sind meist Hormonstörungen

Die Bewältigung des normalen Tagesablaufs, wie Arbeit, Einkäufe oder Freizeitaktivitäten wie Sport ist in dieser Zeit gar nicht oder nur mit Anstrengung möglich. Für viele der Betroffenen stellt die übermäßige Monatsblutung zudem eine psychische und soziale Belastung dar, die die Lebensqualität zusätzlich stark beeinträchtigt. So trauen sich manche Frauen während der „Tage“ kaum noch an ihren Arbeitsplatz oder überhaupt in die Öffentlichkeit, weil sie peinliche Komplikationen befürchten. Doch obwohl es heute neue, schonendere und die Gebärmutter erhaltende Behandlungsverfahren gibt, werden in solchen Fällen häufig sogenannte Totaloperationen vorgenommen, die eigentlich vermeidbar wären. „Zirka 75.000 dieser Operationen sind überflüssig“, so der Gynäkologe Dr. Rüdiger Söder aus Mainz.

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 Die Ursachen für übermäßige Regelblutungen sind meist Hormonstörungen, gefolgt von organischen Veränderungen der Gebärmutter, wie zum Beispiel Muskelknoten (Myome) und Polypen. Bei der Therapie setzt man zunächst auf die Gabe von Hormonen, sei es mit der Pille, einer Hormonspirale oder einem Hormonimplantat. Erfolgreich ist diese medikamentöse Dauerbehandlung allerdings nur bei etwa der Hälfte der Patientinnen. Viele Frauen, so haben Studien ergeben, müssen sich dann doch einer chirurgischen Therapie unterziehen.

Auch die häufig vorgenommene chirurgische Ausschabung der oberen Schicht der Gebärmutterschleimhaut (Kürettage) dient vor allem dem Ausschluss eines Krebsverdachtes und zeigt wenig oder keine therapeutische Langzeitwirkung gegen die Blutungen.

Wenn die Familienplanung abgeschlossen ist, wird häufig zu einer Hysterektomie geraten, also der vollständigen Entfernung der Gebärmutter durch eine große Operation mit allen damit verbundenen Risiken und Nachteilen.Doch durch neue und schonendere Verfahren lassen sich viele Gebärmutterentfernungen vermeiden. Wir stellen die wichtigsten vor.

  • Endometrium-Ablation: Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) wird verödet und entfernt

Bei dieser Operationsmethode wird lediglich die blutungsverursachende Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) verödet und entfernt, während die Gebärmutter selbst intakt bleibt. Umgehend nach dem Eingriff erfolgt keine zu starke Monatsblutung mehr und der Eisenhaushalt im Körper normalisiert sich.

Ein großer Vorteil: Die Patientinnen können sehr schnell nach Hause und innerhalb kürzester Zeit wieder ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen. In den meisten Fällen kann     eine Frau nach einer Endometriumablation nicht schwanger werden – obwohl es auch nicht völlig ausgeschlossen werden kann. Abhängig vom Alter der Patientin sollte Empfängnisverhütung weiterhin praktiziert werden, so die Empfehlung von Gynäkologen.

  • Das Goldnetz-Verfahren

Es gibt mehrere Verfahren der Gebärmutterschleimhaut-Verödung. Bei einem dieser Verfahren wird ein Goldnetz in die Gebärmutterhöhle eingeführt. Der Gynäkologe Dr. Werner Harlfinger beschreibt die weiteren Schritte so: „Es wird dann ein Vakuum gelegt, sodass sich das Netz fest an die Schleimhaut anschmiegt. Dann wird über einen Computer gesteuert eine bestimmte Menge Energie über zwei Minuten freigegeben. Dadurch wird die Gebärmutterschleimhaut verödet, anschließend wird die Sonde mit dem Goldnetz wieder entfernt. Für diesen Eingriff müssen unsere Patientinnen lediglich zwei Stunden einplanen.“ Mehr über das Goldnetz-Verfahren finden Sie auf dieser Seite.

Im monatlichen Zyklus kann sich nun keine neue Schleimhaut mehr aufbauen und in der Folge bleibt die Monatsblutung aus oder wird auf ein Normalmaß reduziert.

  • Myombehandlung mit minimal-invasiven Verfahren

Myome sind gutartige Geschwülste, die erst dann entfernt werden, wenn sie große Schmerzen verursachen oder/und starke Monatsblutungen hervorrufen. Gerade bei älteren Frauen, die keine Kinder mehr wünschen, war früher die Gebärmutterentfernung die Standard-Therapie. „Heute werden zunehmend Organ erhaltende, minimal-invasive Verfahren angewandt, die nur das Myom entfernen“, so die Initiative „Rettet die Gebärmutter“ in einer Veröffentlichung.

Da das Wachstum der Myome vor allem durch das Geschlechtshormon Östrogen stimuliert wird, sollten Frauen, die kurz vor den Wechseljahren stehen, mit einer Operation noch warten. Denn in vielen Fällen bilden sich die Myome zurück und die Schmerzen verschwinden.

Auch Verfahren wie Akupunktur und Homöopathie kommen zum Einsatz und sollen zum Beispiel die Monatsblutung normalisieren.

  • Embolisation: Kunststoffkügelchen werden in die das Myom versorgenden Blutgefäße gespritzt

Eine andere Methode, bei der die Gebärmutter erhalten bleibt, ist die sogenannte Embolisation. Bei diesem stationären Eingriff (manchmal nur eine Übernachtung) werden winzig kleine Kunststoffkügelchen in die das Myom versorgenden Blutgefäße gespritzt. Die Blutzufuhr wird gestoppt und das Myom regelrecht ausgehungert. Nach zwei bis drei Monaten beginnen die Myome zu schrumpfen, Schmerzen und Druck lassen nach.

Viele der Alternativen zur Gebärmutterentfernung sind deutlich preiswerter als die Totaloperation. Beispiel Endometrium-Ablation: „Sie stellt nicht nur eine minimal-invasive, schonende und sichere Therapie dar“, so die Initiative. Dieses Verfahren könne darüber hinaus auch helfen Kosten einzusparen.

In Frankreich, England, den Niederlanden und der Schweiz werde die Behandlung von den dortigen Krankenkassen bereits bezahlt. „Dagegen tragen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland zwar die höheren Kosten für eine eigentlich unnötige Totaloperation“, so die Gebärmutter-Retter. Die Kostenübernahme zum Beispiel für das schonendere Goldnetz-Verfahren müsse jedoch in jedem Einzelfall speziell beantragt werden.

  • Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) : Nur dann, wenn es keine Alternativen gibt

Es gibt häufig schonendere Behandlungsverfahren – trotzdem ist bei Problemen mit der Gebärmutter ihre Entfernung immer noch der „Goldstandard“. Eine solche Operation sollte nach Ansicht von Experten aber nur dann erfolgen, wenn es keine Behandlungsalternativen gibt.

  • Die OP-Methode

Gründe für den Eingriff können zum Beispiel sehr rasch wachsende Myome oder eine große Anzahl von Myomen sein. Eine Totaloperation dürfte sich auch dann nicht vermeiden lassen, wenn Myome auf einer breiten Fläche mit der Gebärmutter verwachsen sind. Denn dann ist ein Herausschneiden der einzelnen Wucherungen nicht mehr möglich. Es würde eine zu große Wundfläche entstehen. Je nach Größe und Beweglichkeit der Gebärmutter wird ein Bauchschnitt durchgeführt oder sie wird über die Scheide entfernt.

  • Die Gefahren der Gebärmutterentfernung

Die Kritik an voreiligen Gebärmutterentfernungen macht sich insbesondere an den möglichen Folgen fest: Andere Organe, wie zum Beispiel die Blase, können verletzt werden. Die Folge ist Inkontinenz, das heißt, der Urin kann nicht mehr richtig gehalten werden. Harnentleerungsstörungen (ständiger Harndrang) sind möglich, ebenso wie Verletzungen an Harnleiter und Darm. Weitere beschriebene OP-Folgen: Nachblutungen, Infektionen und Verwachsungen. Für den Krankenhausaufenthalt muss man (je nach Methode) ungefähr eine Woche einplanen. Die endgültige Genesung dauert zwischen vier und sechs Wochen.

  • Gebärmutterentfernung: Zahl der Frauen, die einen Höhepunkt erleben, steigt

Und wie sieht es mit dem Sex aus? Die Berichte sind zwiespältig. Zum einen gibt es das Gefühl, nach einer Gebärmutterentfernung keine vollständige Frau mehr zu sein. Andererseits entfällt die Angst vor einer möglichen Schwangerschaft, was viele Frauen als Entlastung empfinden und entsprechend entspannter die Liebe genießen. Das dürfte auch der Grund sein, warum nach einer US-Studie die Zahl der Frauen, die einen Höhepunkt erlebten, ein Jahr nach der Gebärmutterentfernung von 63 auf 72 Prozent gestiegen ist.

  • Es werden zuviele Gebärmütter entfernt

Operieren, obwohl es auch schonender geht: 81,4 Prozent aller Gebärmutterentfernungen (Hysterektomie) in den Jahren 2005 und 2006 betrafen gutartige Gebärmuttererkrankungen. Rund die Hälfte dieser Operationen hätte nach Ansicht von Experten vermieden werden können. Bis heute hat sich an diesen Prozentsätzen nicht viel geändert.

Übrigens: Das Wort Hysterektomie setzt sich zusammen aus den altgriechischen Bezeichnungen hystéra für ‚Gebärmutter‘ sowie ektomē ‚Abschneiden’. Nach antiker Vorstellung hatte die Hysterie ihre Ursache in krankhaften Vorgängen in der Gebärmutter. Jetzt wissen Sie auch, warum Männer nicht hysterisch sein können . . .

Zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift feminin & fit

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